Seit einigen Jahren werden auch in Deutschland flächendeckend Säuglings-Hörvorsorge Untersuchungen durchgeführt. Gerade in den ersten Lebensmonaten ist ein gutes Gehör für die Reifung der Hörbahn im Gehirn sehr wichtig. Ist ein Kind taub oder schwerhörig, geht ohne adäquate Therapie wichtige Zeit unwiederbringlich verloren.
Der Säuglings-Hörtest zur Früherkennung von Schwerhörigkeit und Taubheit ist ein schmerloses Verfahren. Am einfachsten wird es im Schlaf durchgeführt.
Wie werden die Untersuchungen durchgeführt?
Nahezu jedes gesunde Ohr kann nicht nur Schall aufnehmen sondern sendet auch Schall aus. Dieser vom Ohr abgestrahlte Schall wird als otoakustische Emission (OAE) bezeichnet und ist messbar. Zur Messung dieses Schalls wird ihrem Kind ein kleiner Knopf (Sonde) in den Gehörgang gesteckt und der Messvorgang gestartet.
Eine andere Methode misst das Hörvermögen durch Erfassung einer Änderung der Hirnströme, wenn über eine kleine Sonde im Gehörgang das Trommelfell beschallt wird. Diese Messung bezeichnet man als AABR (automated auditory brainstem response). Der aus der Sonde abgegebene Schall führt zu einer Änderung der Hirnströme, wenn der Schall gehört wird. Die Hirnstrom- Veränderung kann über Klebeelektroden auf der Kopfhaut registriert werden.
Beide Untersuchungen sind für Ihr Baby völlig schmerzlos. Nach ca. 1 bis 5 Minuten ist die Messung beendet.
Was bedeutet ein normales Ergebnis ?
Wenn in beiden Ohren ein normaler Befund TOAE-Befund festgestellt wird, sind die häufigsten Formen einer Schwerhörigkeit ausgeschlossen (Läsionen der äusseren Haarzellen). Bei bestimmten Risikofaktoren oder bei negativem Befund in der TOAE-Messung ist eine weitergehende Untersuchung, die AABR-Messung, nötig. Damit werden auch Erkrankungen der inneren Haarzellen, der Synapse oder des Hörnerven erkannt.
Leider gibt es einige Hörstörungen, die sich erst im Laufe der ersten Lebensjahre entwickeln. Darüber hinaus können verschiedene Krankheiten im Laufe des Lebens bleibende Hörstörungen verursachen. Es ist also weiterhin wichtig, dass Sie bei auffällig schlechten oder fehlenden Hörreaktionen Ihres Babys den HNO- Arzt informieren.
Was bedeutet ein auffälliges Ergebnis?
Konnten bei Ihrem Kind auf einem oder beiden Ohren keine otoakustischen Emissionen nachgewiesen werden, wird die Untersuchung zunächst einige Tage später wiederholt. Sollten sich erneut keine Emissionen darstellen lassen, erfolgt eine Messung akustisch evozierter Potentiale (AABR). Der aus der Sonde abgegebene Schall führt zu einer Änderung der Hirnströme, wenn der Schall gehört wird. Die Hirnstrom- Veränderung kann über Klebeelektroden auf der Kopfhaut registriert werden. Sollte auch dieser Test keinen normalen Befund ergeben folgt eine HNO-ärztliche Untersuchung.
Die Ursachen fehlender otoakustischer Emissionen sind vielfältig und umfassen u.a. auch Ohrenschmalz und Schnupfen. Es gibt sogar gesunde Ohren mit normaler Hörleistung bei denen keine otoakustischen Emissionen nachweisbar sind. Das Ergebnis aus dem Hörtest bei neugeborenen Babys ist nur ein Hinweis. Ein auffälliger Befund bedeutet also auf keinen Fall, dass Ihr Kind mit Sicherheit schwerhörig ist.